Der 9. November ist in vielerlei Hinsicht ein geschichtstragendes Datum in der deutschen Geschichte. Neben der Ausrufung der Republik 1918 und dem Mauerfall 1989 muss dieser Tag im Besonderen als Mahnmal für die Novemberpogrome von 1938 gelten. Drei historische Ereignisse des 20. Jahrhunderts, die in ihrer Rezeption nicht polarisierender sein können.
Gerade in dieser Zeit, in der Themen wie COVID-19 und die Außenpolitik die Schlagzeilen beherrschen, dürfen wir das Erinnern nicht vergessen!
Seit 1933 vollzogen die Nationalsozialisten eine Systematik des Antisemitismus mit organisierten Angriffen auf jüdische Einrichtungen wie Synagogen, Friedhöfe und Geschäfte. Hunderte wurden ermordet. Die Reichskristallnacht am 9./10. November 1938 markiert euphemistisch den Beginn der offenen Judenverfolgung in Deutschland und hinterließ einen der schwärzesten Momente im kollektivem Gedächtnis der Deutschen.
Man sollte meinen, dass die heutigen Generationen, geprägt von einem freiheitlichen, demokratischen und toleranten Miteinander, diese historische Last als Mahnung begreifen.
Und doch sitzen politische Kräfte, die offen fremdenfeindliche und rassistische Politik machen im Deutschen Bundestag, in Landtagen und Gemeindevertretungen.
Eine Partei, deren Abgeordnete das Mahnmal für die ermordeten Juden in Europa als ein „Denkmal der Schande“ bezeichnen, den Holocaust als „Vogelschiss“ in der deutschen Geschichte relativieren und eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“ fordern.
Nicht nur aus diesem Grund sind wir verpflichtet dieses Datum zum Anlass zu nehmen um den Fremdenhass und der Hetze den ideologischen Nährboden zu nehmen. Wir müssen an die grausamen jüdischen Schicksale erinnern und unser multikulturelles Miteinander immer wieder updaten.
Zugleich müssen wir die Demokratie stärken und vermeiden, dass in außergewöhnlichen Zeiten – wie die aktuelle Pandemie – der demokratische Parlamentarismus nicht mit Maßnahmen und Verordnungen demontiert wird.
Roman Herzog (Bundespräsident 1994-1999) sagte einmal: „Keine Gemeinschaft, keine Gesellschaft, auch kein Staat kann ohne Gedächtnis und ohne Erinnerung leben. Ohne Erinnerung zu leben bedeutet ja, ohne Identität und damit ohne Orientierung zu leben.“
Wir müssen uns erinnern und aus der Geschichte lernen.
Gedenken sie mit Abstand an den Stolpersteinen indem sie sie pflegen, reinigen und am 09. November dort weiße Rosen niederlegen oder Kerzen aufstellen.
Stolpersteine gibt es in Werder an 4 Stellen:
- Torstraße 3 vor Cafe Jakob für Käte und Kurt Jacob
- Brandenburger Straße 20 für Ruth und Hans-Peter Olschewski
- Schwalbenbergweg 27 für und Helene und Walter Johann Guttsmann
- Klaistower Straße 68 vor Gärtnerei Leuchtenberger für Resi und Hans Siegfried Salomon