
Anknüpfend an unsere erste Erkundungsfahrt in das Gebiet (s. Beitrag vom 24. Mai 2023) hatten wir diesmal öffentlich zu einer Stadtspazierfahrt der anderen Art eingeladen. Knapp 30 Teilnehmer hatten sich am Gemeindezentrum Kemnitz mit ihren Fahrrädern versammelt und dort bereits die Wegstrecke vom Bahnhof Werder (Havel) in den Beinen. Auch die weitere Route war anspruchsvoll, teilweise ging es über Stock und Stein, siehe Plan. Aber es hat sich gelohnt.

Die Erkundungsfahrt stand unter sachkundiger Führung des langjährigen Betreuers des unter Naturschutz stehenden Moores um den Krielower See, Klaus Böer. Als Teilnehmer konnten wir auch den Ortsvorsteher von Kemnitz, Joachim Thiele, begrüßen, der immer wieder ergänzende Hinweise zur Thematik beisteuern konnte.
Hintergrund des großen öffentlichen Interesses an dieser Erkundungsfahrt war der in den letzten Jahren immer weiter fallende Spiegel des Großen Plessower Sees. Besonders aufmerksam verfolgten die Teilnehmer die Vorführung und Erläuterungen am Regulierungsbauwerk im Kemnitzer Deich, wird doch immer wieder behauptet der Plessower See würde hier leerlaufen. Tatsächlich wird jedoch entsprechend der geltenden wasserrechtlichen Erlaubnis ausschließlich in der Zeit vom 15. Januar bis 1. Mai Wasser in das Naturschutzgebiet Krielower See abgegeben, wobei das Volumen von maximal 60.000 m³/a in keinem Verhältnis zu den Entnahmen der Großverbraucher steht (z. B. Wasserwerk 1.825.000 m³/a, Pektinwerk 600.000m³/a). Die Ableitung der vorgenannten zulässigen Menge in das Moor belastet den Wasserstand des rd. 3,2 km² großen Plessower Sees lediglich um 1 cm.
In überzeugender Weise wurden von Klaus Böer die eiszeitliche Entstehung des Plessower und Krielower Sees, die Bedeutung des heutigen Moorgebietes für Klima und Natur und die weiterhin bestehende gegenseitige Abhängigkeit beider Bereiche dargelegt. Sehr interessant auch seine Schilderungen zur Entstehung der Polder westlich des Krielower Sees. Das Entwässern dieser Bereiche wird auch heute noch über das vorhandene Grabensystem fortgesetzt, das Wasser über das Schöpfwerk Phöben in die Havel abgepumpt, zu Lasten der Grundwasservorräte im Bereich des Plessower Sees. Hier besteht dringender Handlungsbedarf, insbesondere auch von Seiten der Bürgermeisterin Manuela Saß, in Personalunion Vorsteherin des Wasser- und Abwasserzweckverbandes Werder-Havelland.
